Kann man mit oder trotz Innovation scheitern? Besser gefällt mir die Formulierung: Innovate, don´t die. Auch und gerade jetzt, im Hinblick auf die schweren Erschütterungen der Corona Krise, geht es darum, eine Perspektive einzunehmen.
Als ich Anfang März Teil 1 und 2 dieser kleinen Artikelserie geschrieben habe, waren die ersten, massiven Erschütterungen der Coronakrise in der Veranstaltungs- und Eventbranche spürbar - doch es war noch nicht klar, wie schnell und weit sich die Welle ausbreiten würde. Ready or not - die Krise hat jeden in seiner oder ihrer individuellen Situation erreicht. Was nun?
Wie wäre es, wenn uns die Herausforderungen der Krise zu neuen Ideen, neuen Denkweisen und neuen Lösungswegen führen? Ein Blickwinkel, der mir gut gefällt, und Ähnlichkeiten mit Innovationsprozessen hat. Diese Perspektive einzunehmen ist eine Herausforderung an sich selber, auch wenn man sich im eigenen Leben, dem beruflichen und privaten Netzwerk, umschaut.
Erfolgreiche Innovationen sind in erster Linie dadurch gekennzeichnet, dass sie generell auf Fähigkeiten basieren und weniger ein Bewahren der Gegenwart sind. Erfolgreiche Innovationen sind vielmehr ein Wettlauf um die Zukunft. Dies bedeutet, dass weniger „Management“, sondern vielmehr „Leadership“ als Kernfähigkeit gefragt ist. Soweit in den Worten von Dr. Hubert Weber und Frau Petra Erhard, die am Institute für Growth and Innovation den Innovationsprozess in drei Schritte gliedern.
1. Innovation beginnt mit Chaos.
2. Der weitere Weg verläuft nicht linear, sondern mäandert wie ein Fluss durch die Landschaft, um dann
3. erst zum Schluss eine Form zu bilden, also ein Ergebnis zu liefern.
Innovation als eine ergebnisoffene Pokerrunde? Nicht, wenn man weiß, wie der Prozess abläuft und damit steuerbar wird. Der Prozess zielt auf EIN Ergebnis - nicht auf DAS Ergebnis, was vorher schon definiert wurde. Insofern ist eine gewisse Unsicherheit einbeschrieben, die es auszuhalten gilt.
EIN Ergebnis oder DAS Ergebnis - diese drei Buchstaben machen einen riesigen Unterschied in Theorie und Praxis. Wie fühlt es sich an, dieses "Permanent Beta"? Für mich erst einmal irgendwie seltsam, dann sehr frisch mit einem Versprechen von Freiheit und einer Forderung an das eigene Verständnis von Arbeit.
Ein persönlicher Bezugspunkt ist für mich das
Cross Innovation Lab
der Hamburg Kreativ Gesellschaft, was im Frühling diesen Jahres gestartet ist, und in dem ich mit anderen Kreativschaffenden die Innovationsvorhaben von Nicht-Kreativunternehmen angehen. Das temporäre Labor setzt auf Kollaboration und baut ein "Experimentierfeld auf Augenhöhe" auf, um die Sichtweise hochqualifizierter Spezialistinnen und Spezialisten aus der Kreativwirtschaft auf die Aufgabenstellungen der Partner fokusieren, diese zu hinterfragen und damit Raum für neue Ideen aufzuziehen - um die Aufgabenstellungen NEU beantworten lassen. Dazu gehört es auch, sich nicht auf die Felder der Branchenkenntnisse, Fachtermini und des Das-haben-wir-immer-so-gemacht einzulassen, sondern die Expertise des Gegenübers wertschätzend anzunehmen und im gleichen Zug auch die egene Expertise verständlich und ohen Fachchinesisch einzubringen. Kommunikation, Empathie und Vertrauen sind die vielleicht wichtigsten Werkzeuge, um unter Zeitdruck gute Ergebnisse auf dem gemeinsamen Job zu produzieren. Der Schlüssel zum Erfolg ist ein wohl organisierter und erprobter Prozess, der mit der Stopuhr facilitiert und moderiert wird
Eine andere Erkenntnis aus dem Lab ist die Erfahrung eines gemeinsamen Nenners an branchenübergreifenden Herausforderungen: Preispolitik, Delays, Leistungsdruck und Kommunikation orientieren auf die Bezugsgröße Performance- eines Standorts, einer Unit, eines Teams, jeden Einzelnen. Wenn man genau hinsieht findet man darin etwas Gutes- die Erkenntnis, dass diese Herausforderung jeden Berufstätigen trifft, ganz gleich, in welchem Feld. Geteiltes Leid ist halbes Leid? Sharing is Caring? Welche positive Perspektive können wir gemeinsam, und jede einzelne für sich, daraus entwickeln? Mir gefällt es, das Lab als positives Beispiel zu sehen, wie Arbeit anders funktioniert - und neben Spaß und Wertschätzung wertvolle Ergebnisse produziert.
Tatsächlich stehen wir nun zwei Tage vor der Eröffnung unsere Ausstellung an dem wir uns, unsere Ideen und Projekte der Öffentlichkeit präsentieren wollen: Das Corona Virus drückt auf die Pausetaste, stoppt den kreativen Prozess, der an vielen Stellen von persönlicher Nähe, Spontanität und dem direktem Austausch der Gruppe lebt.
Nun ist es Anfang Mai, in 7 Tagen sollte die Finisasage stattfinden ... und hinter mir liegen ganz andere Entscheidungen, Themen und Prozesse, als ich es mir hätte vorstellen können. Natürlich hat sich auch das das Lab in den virtuellen Raum verschoben. Wir sind um die Remote Work – Erfahrungen reicher, kennen und beherrschen viele digitalen Tools ... nur eine Facette von New Work, die sich weiter etablieren wird.
Die nächste Etappe unseres Lab- Teams wird ein digitales Workshop Format sein, das wir aus der alten analogen Welt übertragen wollen. Es bleibt also spannend und für mich zeichnet sich ab, das ich mit zwei Artikeln dieser Serie wohl nicht gerecht werde ... und über eine Fortsetzung nachdenke. Und da sich in Zeiten von Corona alles wahnsinnig schnell ändert - stay tuned, Fortsetzung folgt - tbd.
Paul, Claudia, Anke, Florian, Bettina, Björn, Arne, Isabel, Eric, Maria Sofia, Marius und meine Person.
... für Konzeption, Durchführung und Orga:
Graphic Recording von Magdalena Vollmer, raumstrategin.com
Foto:
Hilke Ludwigs